Freitag, 7. Mai 2010

Schweden Teil 2


Da die Erinnerungen langsam schwinden wird es Zeit das Angefangene zu Ende zu bringen.

Nach den ersten zarten Berührungsversuchen mit der nordischen Kultur soll es nun nach Stockholm gehen, Elch essen. Die Ausgangssituation ist hervorragend, minus 20 Grad, Schneefall und Wind. Die geschlossene Schneedecke und schlechte Sicht auf der Autobahn beeindrucken unseren Helldriver in keinster Weise, schließlich hat er ja auch Spikes an den Reifen (kein Scherz). Da Sightseeing dank des Wetters eine eher schlechte Idee gewesen wäre ist unser erster Anlaufpunkt das Wasa Museum. Da kann es mit der schwedischen Kultur nicht sehr weit her sein wenn die schon ein Knäckebrotmuseum bauen müssen, mag man sich denken und liegt natürlich falsch. Wasa ist der Name des alten schwedischen Herrschergeschlechts und in diesem Museum gibt es das gleichnamige Schiff aus dem 30 jährigen Krieg zu bestaunen.

Die Pointe gleich am Anfang, das Ding ist auf der Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm nach 50 Metern umgekippt. Das seinerzeit größte Schiff der Welt war schlicht zu schmal für seine Höhe oder zu hoch für seine Schmale, wie man will. Aber dank des tollen Schlamms im Hafenbecken hat sich fast die komplette Jolle erstaunlich gut erhalten. Komischerweise habe ich nach mehreren Stunden Schiffsbesichtigung immer noch das Gefühl nicht alles gesehen zu haben.

In der Zeit als wir alte Planken, Segeltücher und Leichen bestaunen, ändert sich draußen das Wetter von beschissen nach beschissen mit Schneesturm. Da wir ja schon einen der seltenen Parkplätze ergattert haben, entschließen wir uns zu Fuß weiterzuziehen. Wir kommen an allerlei Sehenswürdigkeiten vorbei, die man aber nur aus dem Augenwinkel der zugezogenen Kapuze erahnen kann. Da die Beine und Füße langsam anfangen abzusterben, kehren wir schließlich in den erstbesten Laden namens „Franziskaner“ ein, bayrische Lebensart im hohen Norden, na Spitze.

Die Kneipe ist aber ganz nett und hält allerlei schwedische Spezialitäten bereit. Unbedingt hervorzuheben ist der „Västerbotten Pie“, eine Art Käsekuchen nur mit richtigem Käse - schmeckt uberlecker. Und was sehen meine entzündeten Augen auf der Karte „Elk“ – OLEE! Auch hier fasse ich mich kurz. Unglaublich zäh. Vermutlich ist der Kollege gerade erst überfahren worden und befand sich noch in der Leichenstarre. Aber was solls man will ja auch nicht den Meckerdeutschen raushängen lassen und irgendwie spule ich die Hälfte runter. Auf dem Rest kaue ich solange bis sich eine graue Masse bildet die wieder auf dem Teller landet. Die Rechnung hat dann noch eine weitere Überraschung parat, eine Tasse Tee 3 Euro, prima.

Inzwischen ist es draußen dunkel und wir stapfen durch die Altstadt Stockholms. Unter dem Vorwand des Aufwärmens zwingen uns die Damen dann in ein Kaufhaus. Echt tolle Schlüpfer für nur 30 Euro haben die da – lol. Da auch der Laden schon 19 Uhr schließt entschließen wir uns den größten Fehler auf Reisen überhaupt zu begehen. Wir trennen uns. Die Herren holen das Auto und die Damen verweilen im Kaufhaus. Es passiert natürlich das unvermeidliche, die Damen lassen sich, wahrscheinlich paralysiert von Herrn Hennes und Herrn Mauritz (auch aus Schweden), im Kaufhaus einschließen. Irgendjemand hat aber erbarmen und lässt sie wieder raus, naja.

Den Sonntag lassen wir ruhig angehen. Zum einen sind wir arschmüde und zum anderen ist es inzwischen minus 30 Grad draußen, aber dafür scheint die Sonne. Wir raffen uns dann gegen Mittag doch noch auf und besichtigen den ältesten Dom Skandinaviens und das Schloss in Uppsala. Bis zum Rückflug passiert nicht mehr viel außer einer weiteren Höllenfahrt, diesmal in einem Taxi gelenkt von einem Araber bei nachwievor geschlossener Schneedecke auf der Autobahn. In Berlin angekommen spare ich noch die 20 Euro Parkplatzgebühr am Flughafen aufgrund des defekten Parkautomaten – Welcome Back!